Oft frisst der alltägliche Stress die kleinen Freuden im Leben einfach auf. Aufstehen, fertigmachen, zur Arbeit fahren, Arbeitszeit mit Höchstleistung absolvieren, Heimweg, zwischendurch Einkauf, um 18.00 Uhr nach Hause kommen, Abendbrot, ins Bett gehen… Der Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ spiegelt es ebenfalls wieder.
Doch wir Menschen entscheiden selber darüber, wie wir unseren Alltag wahrnehmen und dies ist im Fall des kleinen Nick deutlich geworden. Unser Stürmer – alias die Tormaschine (Anm. Bemerkung von Mario Knothe, seinem Trainer) – war 12 Jahre, als die Krankheit Blutkrebs diagnostiziert wurde. Und oft sind es solche Schicksalsschläge, die auch das gesamte Umfeld zuerst in Schockstarre versetzen, ehe dann der Tatendrang durchkommt.
Wir ärgern uns, wenn wir im Stau stehen oder die BVG mal nicht pünktlich kommt. Es sorgt bei uns für Stress, wenn wir im Supermarkt in einer langen Schlange stehen, aber keine weitere Kasse eröffnet wird. Die berühmte Parkplatzsuche sorgt für Ärger, wie es schon Herbert Grönemeyer in seinem Song „Mambo“ geschildert hat:
Ich hass’nichts mehr, als mich zu verspäten. Die Sonne brennt und im Auto ist’s heiß. Ein Hupkonzert wie von tausend Trompeten. Ich will zu dir, nun steh‘ ich hier so’n Scheiß! Ich drehe schon seit Stunden hier so meine Runden. Es trommeln die Motoren, es dröhnt in meinen Ohren. Ich finde keinen Parkplatz,
ich komm‘ zu spät zu dir mein Schatz. Du sitzt bei Kaffee und Kuchen und ich muss weiter suchen. An jeder Ecke stehen Politessen, lauern wie Panther zum Sprung bereit. Hier kannste nicht parken, das kannste vergessen. Haben alles im Griff weit und breit. Ich drehe schon seit Stunden hier so meine Runden.
Es trommeln die Motoren es dröhnt in meinen Ohren. Ich finde keinen Parkplatz. Ich komm‘ zu spät zu dir mein Schatz. Du sitzt bei Kaffee und Kuchen und ich such‘ hier rum. Auto fängt an zu kochen, puls an zu pochen,
werde langsam panisch, klitschnass geschwitzt. Es ist nicht zu fassen solche Automassen haben die kein zuhause, ich will zu dir! Ich drehe schon seit Stunden hier so meine Runden. Es trommeln die Motoren, es dröhnt in meinen Ohren. Ich finde keinen Parkplatz, ich komm‘ zu spät zu dir mein Schatz. Du sitzt bei Kaffee und Kuchen und ich kurv‘ hier rum!
So gibt der Fussball allen ballbegeisterten Kindern eben genau ein tolles Gefühl: Zusammenhalt! So prägte eine große Zeit die Spieler des jetzigen Teams der 1. D von Blau-Weiss Hohen Neuendorf. Matthias Rink, Dezernent für Soziales und Verkehr im Landkreis Oberhavel, spricht von dem großen Motto: „Einer für alle, alle für einen. Blau Weiss Hohen Neuendorf, wir sind ein Verein!“ Der Sozialdezernent gibt sich stets bescheiden in seiner Rolle, aber er hat einen riesigen Anteil an der großen Aktion für Nick. Die gemeinsame Vergangenheit mit Nick – z.B. als Trainer – waren Antrieb genug, sich rasch dem Orga-Team anzuschließen.
Als die Jugendleitung bestehend aus Manuel Jasper, Patrick Schmidt und Thomas Mundt ein Trainerteamgespräch mit seinem derzeitigen Trainer Mario Knohte führten, erschien aber alles wie immer. Wir tauschten uns aktiv über positive und negative Dinge rund um den Fussball in Hohen Neuendorf aus. Das Gespräch schien eigentlich schon beendet, als Mario uns über den Zustand von Nick in Kenntnis gesetzt hat. Für uns war es selbstverständlich, der Familie jede Art der Hilfe zuzusichern. Zugegeben, wusste ich zu diesem Zeitpunkt nicht, wie die Hilfe überhaupt aussehen könnte. Dennoch sollte Mario die Botschaft als Zeichen der Kraft und Unterstützung an Nicks Eltern transportieren.
Eine Woche später rief mich Mario an und schilderte die erschütternden Neuigkeiten: Die Chemotherapien reichen nicht aus, um Nicks Leben zu retten. Er benötigt eine Stammzellenspende!
Stammzellenspende = DKMS! Wer kennt diesen Slogan nicht:
Quelle: https://www.dkms.de/de/spender-werden
Und es ist doch so einfach. Angefordert hatte ich die Unterlagen früher auch mal. Im oben geschilderten Alltagsstress habe ich die Proben lange Zeit nicht abgegeben. Diese fünf Minuten des Lebens können einfach mal ein oder auch mehrere Menschenleben retten.
Ich persönlich, Manuel Jasper, 36 Jahre alt, verheiratet und einen Sohn im Alter von vier Jahren, habe im Oktober den Posten als Jugendleiter bei Blau-Weiss Hohen Neuendorf übernommen. Mein Antrieb war es in einem tollen Team – mit Patrick Schmidt und Thomas Mundt – alles für die Kinder und Jugendliche bei Blau-Weiss Hohen Neuendorf zu geben und Weichen für die Zukunft zu stellen. Ich hätte es nie für möglich gehalten, aber diese Weiche, habe ich nicht im Ansatz erahnt.
Sofort sagte ich Mario Knohte, dass er Nicks Eltern unsere uneingeschränkte Hilfsbereitschaft zu sagen sollte! Ein Telefonat mit Nicks Mama unterstrich für mich den Ernst der Lage. Wir vereinbarten, dass fortan alles über mich laufen sollte. Sofort schrieb ich an die DKMS! Ohne Wissen, dass es neben meinen Bemühungen schon große Unternehmungen in viele Richtungen gab. Dani Otto, die Mama von Nicks Freund Vincent, hatte ebenfalls viele Hebel in Bewegung gesetzt.
Die DKMS in Person von Frau Gebhardt, rief mich an und alles ging ganz schnell. Es wurde ein sog. „Orga-Team“ benötigt. Dafür konnte ich folgende Personen gewinnen:
- Mario Knohte,
- Holger Mittelstädt,
- Andrea Müller,
- Dani Otto,
- Matthias Rink,
- Conny Seifert und
- Sandra Wild.
Gemeinsam trafen wir uns im Vereinsheim mit Frau Gebhardt. Es wurden alle Ressorts aufgeteilt. Am meisten Schwierigkeiten gestaltete dabei zuerst die Social Media Rubrik, weil wir alle informieren und erreichen wollten.
Hat doch noch super geklappt:
Außerdem überforderte mich persönlich der Umgang mit der Presse zuerst ein wenig. Naja, alltäglich sind Entscheidungen, wann, was, zu welcher Zeit veröffentlicht werden sollte, nicht gerade. Dennoch bin ich allen Redaktionen sehr dankbar für eine stark unterstützende Berichterstattung. Insbesondere der Raum Oberhavel nahm schnell Anteil und veröffentlichte innerhalb kürzester Zeit die Fakten zum Fall Nick.
Es folgte eine ambitionierte Terminierung einer DKMS-Typisierungsaktion:
Dabei spielte auch Herr Mittelstädt, der Schulleiter der Waldgrundschule in Hohen Neuendorf, eine sehr wichtige Rolle. Er zögerte keine Sekunde und hat für die Aktion das Schulgebäude und -gelände der Waldgrundschule, auf der Nick seine sechs ersten Schuljahre absolvierte zur Verfügung. In enger Abstimmung mit ihm, organisierte das Orga-Team in Windeseile die notwendige Informationsweitergabe für die Typisierungsaktion. Frau Gebhardt von der DKMS war immer ansprechbar und verständnisvoll. Man hatte das Gefühl, dass sie rund um die Uhr arbeiten würde. Es gab gleichzeitig auch eine große Sicherheit in der ersten Organisation einer solchen Typisierungsaktion.
Es war aber nicht die erste derartige Aktion in Oberhavel:
Auch für Tessa wurde eine DKMS-Typisierungsaktion durchgeführt. Sollte es Schicksal gewesen sein, dass diese Aktion an Nicks derzeitiger Schule stattfand? Wohl schon.
http://www.maz-online.de/Lokales/Oberhavel/Spendenaktion-fuer-die-krebskranke-Tessa
Auch Tessa fand einen Spender und stand Nick in einer schweren Zeit bei.
In Schildow gab es in 2016 einen Rückfall bei Karl. Auch dieser ist überwunden:
http://www.maz-online.de/Lokales/Oberhavel/Von-der-Suche-nach-dem-Superhelden
Auch Karl stand Nick zur Seite und half ihm mit seiner Geschichte.
Anna Wünsche richtete ihre Herzensangelegenheit wieder Facebook aus:
Meine Lieben,
Ich habe heute mal eine Herzensangelegenheit…
Auf dem Bild seht ihr einen 13 jährigem Jungen namens Nick. Er hat eine seltene Form der Leukämie und braucht deswegen eine Knorchenmarkspende! Leider ist in der DKMS kein geeigneter Spender, daher möchte ich meine Reichweite heute für einen guten Zweck nutzen:
Wenn du am Samstag, den 17 Februar, noch nichts vor hast, dann komme bitte zur Typisierungsaktion zwischen 11 – 16:00 Uhr zur Waldgrundschule Hohen Neuendorf!
Henning wird sich vor Ort auch typisieren lassen (ich bin schon in der Kartei).
Kolibri Hilfe für krebskranke Kinder Deutschland e.V.
Union Fürstenwalde kontaktierte mich, um beim Spiel gegen Energie Cottbus, immerhin das Landespokalhalbfinale eine eigene Typisierungsaktion durchzuführen:
http://www.fsvunion.de/2018/03/26/erfolgreiche-dkms-aktion/
Im Rahmen einer Pressekonferenz im Vereinscasino von Blau-Weiss Hohen Neuendorf gaben wir – mit der Unterstützung des amtierenden Vorsitzenden – des Vereins weitere Informationen an die Presse:
Im Rahmen dieses Pressetermins wurde auch der Bürgermeister und zugleich Schirmherr der Typisierungsaktion in der Waldgrundschule als Stammzellenspender registriert:
https://hohen-neuendorf.de/de/stadt-leben/aktuelles/buergermeister-wird-stammzellenspender
Im Rahmen dieser Pressekonferenz kam es zu einem emotionalen Highlight in der gesamten Organisation der Typisierungsaktion:
Herr Mittelstädt übergab eine Spendendose an die DKMS. Dieses Geld hatten Mitschüler für Nick gesammelt, in denen sie von Haustür zu Haustür geschlendert sind.
Der größte Dank meinerseits gilt aber Herrn Landgraf vom Verein Kolibri. Wir kannten uns vor diesem Schicksalsschlag gar nicht und dennoch war er eine große Stütze neben Frau Gebhardt und den anderen Orga-Teammitgliedern. Herr Landgraf engagiert sich seit langem für an Krebs erkrankten Kindern.
Er organisierte neben dem Kochen von Stars mit an krebserkrankten Kindern, auch den Besuch von Fabian Lustenberger bei Nick.
http://www.maz-online.de/Lokales/Oberhavel/Hilfe-fuer-Nick-aus-der-Bundesliga
Auch der dazugehörige Aufruf von Fabian Lustenberger stellte eindrucksvoll dar, wie viel Emotionen für Nick in Bewegung gesetzt wurden:
Im Vorfeld zur Typisierung wurden wir überraschend – aber großartig – vom Radiosender SpreeRadio unterstützt:
http://www.spreeradio.de/jochen-trus-am-morgen/aus-der-sendung/nick-braucht-unsere-hilfe
Zur Typisierung luden wir mit folgendem Flyer:
Diese wurde in der Waldgrundschule in Hohen Neuendorf durchgeführt:
http://www.waldgrundschule.de/
Wir müssen an dieser Stelle einen Dank an Küchen Ruder aussprechen. Der Erlös des verkauften Grillguts und der Getränke wurden zu 100% an Nicks DKMS-Konto gespendet.
Wir bedanken uns auch bei Alba Berlin, die mit einem mobilen Parcours den Gästen die sportliche Untermalung ermöglichten.
Auch eine ganz tolle Tombola wurde auf die Beine gestellt. Dabei gab es viele Betriebe, aber auch Privatmenschen, die etwas spenden wollten. Hierbei gilt unser Dank allen Sponsoren. Der Papa von Nick hat mit seiner Firma City New Tec die ersten drei Preise gesponsert:
- Fernseher
- Weber Grill
- Soundbar
Julia Kuhnecke, gerade bei einer Online-Umfrage der MOZ zur schönsten Brandenburgerin gewählt, gewann die Soundbar und ließ sich in unserer Typisierungsaktion als Spenderin registrieren:
Wahrscheinlich vergesse ich an dieser Stelle einigen wichtigen Unterstützern zu danken. Aber es sei eigentlich allen gedankt, die an der Vorbereitung, Durchführung oder Nachbereitung zur Typisierung in irgendeiner Art mitgewirkt haben.
Ich möchte nochmal Frau Gebhardt von der DKMS, dem Orga-Team, dem Bürgermeister, der Presse, Herrn Landgraf und allen Helfern danken.
Der allergrößte Dank gilt aber allen die sich haben typisieren lassen. Auch wenn der Spender nicht aus der Aktion direkt stammt, so haben unsere über 1700 Neuregistrierungen die Datenbank weiter gefüllt.
So schilderte die Presse die Typisierung:
http://www.maz-online.de/Lokales/Oberhavel/Einer-fuer-alle-alle-fuer-Nick
http://www.maz-online.de/Lokales/Oberhavel/Eltern-von-krebskrankem-Nick-exklusiv-in-der-MAZ
https://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1639159/
Und bei allem, was ich oben geschildert habe, standen wir immer in enger Verbindung mit Nicks Eltern!
So berichtete die Presse über den gefundenen Stammzellenspender:
http://www.maz-online.de/Lokales/Oberhavel/Spender-fuer-den-krebskranken-Nick-13-gefunden
Lassen Sie mich zum Abschluss noch ein paar persönliche Worte verlieren:
Lieber Nick,
was vielleicht keiner glauben mag: Wir kennen uns bis heute noch nicht! Du bist während der schwersten Phase Deines noch jungen Lebens 13 Jahre alt geworden und mein Antrieb war es, dass noch viele viele Jahre dazu kommen. Nun ist der Stammzellenspender gefunden und heute die Transplantation erfolgt. Ich bin superfroh, dass dieser Tag gekommen ist und ziehe meinen Hut vor Dir und Deiner Familie. Ich freue mich sehr darauf, Euch alle kennenzulernen und hoffe sehr, dass ich Dich vielleicht in einem, vielleicht in zwei Jahren, mal gegen den Ball treten sehe. Wenn es soweit ist, werde ich an der Seitenlinie stehen und Dir zu sehen, dass verspreche ich!
Liebe Steffi, lieber Nino,
vielen Dank für Euer Vertrauen in der schwierigen Zeit!
Eine kurze Anekdote noch zum Schluss:
Wir haben Nick ein Bayer 04 Leverkusen-Trikot geschenkt, weil er eigentlich Bayer Fan ist. Insbesondere mag er Stefan Kießling. Sogar sein Kater heißt so! Unglaubliche Geschichte: Auch auf Stefan Kießling ist Nick schon einmal persönlich getroffen! 🙂
Ich habe versucht mit diesem Beitrag noch einmal viele Infos zusammen zu stellen. Es sind aber bei weitem nicht alle Details enthalten. Umwerfend fand ich auch die Solidarität unter Sportlern aus allen Bereichen und egal aus welcher Region. Das eigene Turnier für Nick der City TV-Cup war ein tolles Erlebnis.
Weitere Informationen zu Nick finden Sie auch unter nachfolgendem Link:
https://mediacenter.dkms.de/patientenaktion/nick-braucht-unsere-hilfe/